Mit der Wende kam die Wende für die Region. Das Aus für die Großchemie war auch gleichzeitig das Aus für die Braunkohlegruben. Quasi über Nacht wurden Fabriken geschlossen und Menschen arbeitslos. Die hohe Arbeitslosigkeit, die stillgelegten Betriebe und die hohe Umweltbelastung waren nach der Wende große Probleme für die Stadt. Was macht man mit so vielen stillgelegten Fabriken und eine Bergbaulandschaft, die nicht genutzt wird? Es gab viele Ideen, was mit der Bergbaulandschaft geschehen sollte. Schnell wurde klar, dass eine neugestaltete Bergbaufolgelandschaft echte Chancen für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bieten kann.
Die Bergbaulandschaft Goitzsche sollte als „weicher“ Standortfaktor wieder bedeutsam werden wie damals die Kohle und das Wasser. Eins war dabei klar, ohne attraktive Freizeitangebote entwickelt sich heute kein Standort wirtschaftlich erfolgreich.
Die Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft gestaltete sich durch viele Faktoren allerdings schwierig. Es gab keine Pläne und Strategien, wie mit dem Nachlass des Bergbaus umgegangen werden sollte. Gleichzeitig zur Einstellung des Bergbaus vollzog sich ein Wechsel der gesellschaftlichen Strukturen. Die DDR gab es nicht mehr. Damit wurden Rahmenbedingungen ungültig und neue mussten geschaffen werden. Aus Teilen der Bergbaubetriebe entstand die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV). Ihre Aufgabe war die Sicherung und Sanierung ehemaliger Bergbauflächen. Im Mai 1991 begann die LMBV mit der Sanierung des ehemaligen Tagebaus Goitzsche.
Globales Ziel war die Schaffung eines Landschaftsparkes mit einer Gesamtfläche von mehr als 60 km2. Im Kern dieser Fläche sollte ein See entstehen mit einer Fläche von 15 km2 und einer Maximaltiefe von 75 Metern. Für dieses Ziel mussten Schwerpunkte gesetzt werden. Diese waren unter anderem Abstützungsarbeiten zur Standsicherheit der Böschungen, die Demontage von Tagebaugroßgeräten, sowie wasserwirtschaftliche Maßnahmen zur Flutung der gewaltigen Hohlräume. 1993 schlossen sich die Kommunen Bitterfeld, Holzweißig, Petersroda, Mühlbeck, Pouch und der Landkreis Bitterfeld zum Kommunalen Zweckverband Bergbaufolgelandschaft Goitzsche zusammen. Diese diente als Plattform für Diskussionen künftiger Nutzungskonzepte.
Ein Masterplan musste her, um die Entwicklung des Landschaftsparkes Goitzsche voran zu treiben. Im Dezember 1995 war es soweit. Der Kommunale Zweckverband sowie das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen-Anhalts gaben solch einen Masterplan in Auftrag. Er fixierte erste Nutzungsstrukturen im besiedelten Bereich sowie der freien Landschaft und unterbreitete Vorschläge für abgestimmte und übergreifende Flächennutzungsplanungen. Viele Ideen kamen zum Vorschein. Viele Varianten wurden diskutiert. Ein Freizeitpark, eine neue Mecklenburgische Seenplatte oder doch ein Riesenbiotop? Eine neue Kulturlandschaft ist am Wachsen, die auf dem Reißbrett entstanden ist und es so noch nie gegeben hat. Ein Refugium für Mensch und Natur von außergewöhnlicher Dimension.